Samstag, 28. Mai 2011

self-confident

Oh mein Gott. Süß, sowas zu lesen. Alte Geschichten. Autorin zu werden, vor so ein, zwei Jahren fand ich das noch unglaublich geil. Wenn ich mir jetzt eine recht alte Geschichte durchlese - "Memories", sie ist 79 Seiten lang, macht mich eigentlich ganz stolz, dafür, dass ich noch was jünger war - oha, sind die schlecht. Die etwas neuere - "Unperfektion", 4 Seiten oder so - find ich da etwas besser, aber irgendwie hab ich nicht mehr die Geduld für sowas.

Auszug gefällig?

UNPERFEKTION (ab dem 18.12.2010)

Mit lauten Schritten kam sie auf uns zu. Niemand von uns hätte zugegeben, dass er sie bewunderte.
Aber es stimmt ja auch.
Niemand bewunderte sie. Ich war lediglich fasziniert. Die anderen zu meiner linken zogen sich erschrocken zurück. Ich meine... wie hässlich diese Frau doch war! Und alt! Ungeheuer alt! Die anderen zu meiner rechten stießen angewiderte Laute aus. Und ich war die mittlere Partei. Faszination.
Was machte diese Frau hier? Diese Abart von Mensch?
„Das ist – tja, wer sind Sie denn genau?“, ich sah, wie sehr es ihn anstrengte, diese Wissenslücke zuzugeben. Er war Lehrer. Er musste es wissen. Er stellte keine Fragen. Idiot.
Die Alte schaute ihn aus großen, vorwurfsvollen Augen an. Weil er ihren Namen nicht kannte? Klar, konnte ich verstehen. Lehrer und nicht allwissend. Wie geht denn das bitte?
Aber aus ihren Blicken konnte ich lesen, dass dies sie nicht störte... es war eher die Art, wie er damit umging. Er lächelte, etwas verschmitzt, doch er fuhr mit seinen Händen dauernd durch seine Haare. Verlegenheit, schoss es mir durch den Kopf. Er war tatsächlich verlegen? Was ging denn hier schief?
„Mein Name ist irrelevant. Nun, fragen Sie, was Sie zu fragen haben. Und lassen Sie mich dann wieder gehen. Bin ich hier nicht eh nur da, um den Kindern zu zeigen, wie schrecklich das Leben als Ich ist?“
Wut. Aber was meinte sie mit „Leben als Ich“? Bin ich nicht auch Ich?
Die Kinder zu meiner linken stießen erschrockene Laute aus. Die Kinder zu meiner rechten zogen sich angewidert zurück. Ekelhaft war es ja schon. Aber ich glaube, sie hörten nicht richtig zu. Ich sog jedes Wort der Alten auf.
Ich merkte nicht, dass ich meine Hand empor gestreckt hatte, bis der Lehrer „Ja, Alex?“ fragte.
„Haben Sie Kinder?“, fragte ich gespannt, „Kinder in unserem Alter?“
„Ja“, antwortete die Alte ruhig. Sie sah mich merkwürdig an. Erwartungsvoll.
„Sind sie so ...“, hässlich, abartig, unnormal, abstoßend, „wie Sie?“
„Das“, sagte die Alte mit Nachdruck, „braucht hier niemanden zu interessieren.“
Es ratterte. Und ratterte. Aber Klick wollte es nicht machen. Meine Gedanken überstürzten sich, neugierig, wild und entschlossen, dies herauszufinden.
Entweder, die Kinder waren so – und wurden von der Alten geheim gehalten, was natürlich verboten war. Diese Kinder würden sofort auffallen, jeden abstoßen, der sie sah. Sie würden keine Zukunft haben, außer vielleicht in irgendwelchen Talkshows, und am Ende doch von jemand wahnsinnigen aus der Politik getötet werden. Oder die Kinder waren so normal wie Ich und Du, doch die Alte wollte es nicht zugeben, da sie sich schämte.
Schämte? Wofür denn?
Ich überlegte weiter.

(c) million-voices

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen